Demonstration 15.02.
Klimaprotest

Schüler protestieren gegen den Klimawandel

„Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“: Tausende Schüler gingen am Freitag (15.02.) in Darmstadt auf die Straße, um gegen die derzeitige Klimapolitik der Bundesregierung zu demonstrieren. Greta Thunberg, eine 16-jährige Umweltaktivistin aus Schweden, ist nicht nur für die Demonstranten in Darmstadt, sondern für junge Menschen auf der ganzen Welt zum Vorbild geworden. Die weltweite Bewegung, die daraus entstanden ist, nennt sich „Fridays For Future“. Laut den Organisatoren nahmen in Darmstadt bei der Versammlung auf dem Luisenplatz etwa 4000 Menschen teil.

Viel mehr Teilnehmer als gedacht

„Wir rechnen mit etwa 800 Teilnehmern“, erklärten mir Luisa Emrich und Søren Berger aus dem Organisationsteam vor der Demo – mit dem riesigen Andrang auf die Demo, die damit deutlich größer war als die Demos in Mainz oder Wiesbaden, hatten auch sie nicht gerechnet. Der Großteil der Streikenden waren Schüler aller Altersgruppen, aber auch viele Studenten haben sich unter die Protestierenden gemischt. Organisiert hat sich der Protest vor allem über Whatsapp-Gruppen, aber auch über die Schülervertretungen an den Schulen. „Jeder kennt die Klimaproblematik, aber alleine kann man nichts erreichen“, sagen Luisa und Søren – sie fordern vor allem einen viel schnelleren Ausstieg aus der Kohle als das kürzlich von der Kohlekommission vereinbarte Kompromissdatum 2038. Paul und Moritz aus der 8. Klasse der Lichtenbergschule dagegen geht es nicht nur um Kohle, sondern vor allem um die Massentierhaltung: „Die verursacht Klimagase wie Methan, die noch viel stärker als CO² sind“, erklären sie.

Der Protestzug, der sich bei strahlendem Sonnenschein durch Darmstadt zieht, wird aber auch unterwegs immer noch größer: Aus allen Richtungen stoßen Schüler dazu, die aktuelle Position des Zugs ist immer in der Whatsapp-Gruppe zu finden. Überall stehen Gruppen am Straßenrand und malen noch schnell Plakate – wie zum Beispiel Irem aus der 9a des Schuldorf Bergstraße. „Wir haben uns spontan entschieden noch zu kommen“, sagt sie – auch, weil ihre Lehrerin sie dabei unterstützt hat. „Rette die Welt, sei ein Held“, schreibt sie auf ihr Plakat, um sich dann schnell der Demo anzuschließen. Überhaupt sind die Schulen ein großes Thema auf der Demo, viele hier haben sich durchaus Gedanken gemacht über die Fehlstunden, die sie für ihren Protest in Kauf nehmen müssen. Einige Schulen – etwa die Viktoriaschule, die Eleonorenschule oder die Marienhöhe, stellen ihre Schüler für den Protest frei, andere, etwa das Ludwig-Georgs-Gymnasium, lehnen den Protest ab und drohen mit unentschuldigten Fehlstunden im Zeugnis. Viele Eltern unterstützen ihre Kinder dennoch bei ihrem Wunsch, für den Klimaschutz auf die Straße zu gehen. Auch der Stadtelternbeirat Darmstadt unterstützt die Proteste grundsätzlich: „Ich bin stolz auf die jungen Leute, die für ihre Überzeugung einstehen, obwohl sie wissen, dass ihre Teilnahme an den Demos während der Unterrichtszeit sanktioniert werden kann“, schreibt der Vorsitzende des Elternbeirats, Richard Jordan, etwa in einem persönlichen Statement. Auch die Passanten, an denen die Demo vorbeikommt, reagieren größtenteils positiv: „Ich bin selbst Mutter und  finde die Demo sehr gut. Die Schulen sollten es meiner Meinung nach stärker unterstützen. Die junge Generation sollte wieder lernen, auf die Straße zu gehen“, findet etwa Maike Winetzhammer. „Ich finde die Demo toll, frage mich aber, ob es am Verhalten der Teilnehmer etwas ändern wird“, sagt eine andere Passantin.

  • Fridays for Future
    Fridays for Future-Demo in Darmstadt. Foto: S. Grund

Wird Fridays For Future eine neue Umweltbewegung?

Für viele der jüngeren Schüler war die Demo in Darmstadt ihre erste Demo, die Menge war spürbar euphorisiert. Dennoch war auch die Wut überall deutlich zu spüren – vor allem auf die Regierung, die nach Meinung der Demonstrierenden viel zu langsam agiert, um den Klimawandel noch zu begrenzen. „2050 seid ihr längst tot, wir leben dann noch“, so oder in ähnlicher Form war auch der Generationenkonflikt, der mit hinter den Protesten steckt, auf den Plakaten abzulesen. Die Organisatoren in Darmstadt planen für den 15.03. die nächste große Demo, weil an diesem Tag weltweit Demonstrationen von „Fridays for Future“ geplant sind. Wieviel Einfluss die Demonstrationen aber letztlich haben werden, ist zurzeit noch völlig unklar. Die Frage ist: Ist Fridays for Future nur eine kurze, von den sozialen Medien aufgeheizte Protestwelle, oder engagieren sich die Schüler weiter und schaffen es, zu einer dauerhaften Klimabewegung zu werden? Die meisten Schüler, die man auf der Darmstädter Demo fragt, wollen jedenfalls dabei bleiben und auch in den nächsten Wochen wieder auf die Straße gehen. Ihr Motto: „Wir streiken, bis ihr handelt!“

Alle Fotos: S. Grund

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