Permakultur Garten
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Permakultur in Südhessen

Permakultur – Gärtnern im Kreislauf

In Darmstadt und Umgebung stößt man immer wieder auf Projekte und Initiativen, die sich selbst als „Permakultur“ bezeichnen. Doch was ist Permakultur eigentlich?

Die  Permakultur ist deshalb so schwer zu fassen, weil es für sie kein festgelegtes Regelwerk wie beispielsweise in der ökologischen Landwirtschaft gibt. Bereits in den 70er-Jahren entwickelten Bill Mollison und David Holmgren die Permakultur als ein Prinzip einer kreislaufbasierten Landwirtschaft.  Heute wird das Prinzip der Permakultur aber viel breiter verstanden: Auch im sozialen Bereich werden inzwischen permakulturelle Ideen angewendet. Die Permakultur basiert dabei auf drei grundlegenden Prinzipien:

Ein „achtsamer Umgang mit der Erde“ (Earthcare)

Ein „achtsamer Umgang mit den Menschen“ (Peoplecare)

Selbstbegrenzung – das System soll also nur so viel erzeugen, wie auch verbraucht wird.

Was bedeutet das in der Praxis?

In der Praxis spielt Permakultur inzwischen in der Gartengestaltung die größte Rolle. Das Design spielt eine große Rolle. Vor dem Anlegen eines Permakulturgartens steht deshalb die Planung: Die gegebenen Bedingungen des Geländes werden erkundet, um sie möglichst geschickt ausnutzen zu können. Oft werden Bereiche in Zonen aufgeteilt – etwa verwilderte Flächen als Rückzugsort für Tiere, Gemüsebereiche und eine Streuobstzone. Generell soll ein Permakulturgarten möglichst wenig Arbeit machen – die Systeme sollen sich selbst erhalten. Deshalb wird ein großes Augenmerk auf gut harmonisierende Pflanzengesellschaften gelegt, auch die natürliche Sukzession wird hierbei oft ausgenutzt – so kann zum Beispiel aus einer Wildwiese mit der Zeit ein Waldgarten werden.

Laufenten sind perfekte Tiere für einen Permakultur-Garten: Sie fressen bevorzugt Schnecken und schützen so das Gemüse.

Für Arbeiten, die sonst durch Menschen erledigt werden müssten, werden zu diesem Zweck manchmal auch Tiere eingesetzt: So können Laufenten die Schneckenpopulation in einem Gemüsegarten reduzieren, Schafe die Wiesen beweiden und Schweine sogar Beete umgraben. Durchsetzungsstarke Pflanzen wie Wildobst und Wildgemüse sowie einheimische Kräuter werden gegenüber kultivierten Pflanzen bevorzugt – für Außenstehende können Permakulturgärten deshalb oft recht verwildert aussehen. Obwohl Permakulturgärten durch die Vielfalt an Möglichkeiten sehr unterschiedlich gestaltet werden können, gibt es einige Designelemente, die man dabei immer wieder findet:

Sonnenfallen – Eine Sonnenfalle ist eine nach Süden ausgerichtete Fläche, die nach Norden etwa durch eine Mauer oder eine Hecke vor kalten Winden geschützt ist. Hier werden oft besonders wärmebedürftige Pflanzen angebaut.

Kräuterspiralen – Auch Kräuterspiralen werden in der Permakultur gerne eingesetzt, weil sie auf kleiner Fläche verschiedene Bereiche ermöglichen und so die Idee der Permakultur im Kleinen gut spiegeln. Die unteren Bereiche der Kräuterspirale und die nach Norden gerichtete Seite sind dabei feuchter und beispielsweise für Minze geeignet, die oberen, trockenen Bereiche können mit mediterranen Kräutern wie Thymian, Oregano oder Salbei bepflanzt werden.

Ähnlich wie Kräuterspiralen funktionieren auch Baumscheiben, die um Obstbäume herum angelegt werden. Die Idee ist, Bäume nicht einfach in die Wiese zu stellen, sondern die natürliche Krautschicht in Wäldern nachzubilden. Um die Bäume herum wird deshalb beispielsweise Beerenobst, wie Johannisbeeren, Himbeeren oder Brombeeren angebaut, die auch in der Natur im Unterwuchs lichter Wälder wachsen.

Wildobsthecken werden in der Permakultur häufig an den Grundstücksgrenzen eingesetzt, weil sie sowohl die Funktion der Abgrenzung als auch die Funktion der Nahrungserzeugung erfüllen. Die Idee, dass jedes Element im Garten verschiedenen Funktionen erfüllen sollte, ist eine wichtige Grundlage der Permakultur.

Waldgarten – Auch ein Waldgarten soll verschiedenen Funktionen erfüllen, nämlich die Funktion eines Waldes mit der eines Ackers verbinden. Früher war es in vielen Regionen der Erde üblich, Landwirtschaft unter (nutzbaren) Bäumen zu betreiben – heute ist das durch die Mechanisierung der Landwirtschaft häufig unpraktisch geworden. Die Permakultur möchte diese besondere Form der Mischkultur wieder stärken, weil sie Vorteile für die Biodiversität, aber auch für eine abwechslungsreichere Nahrungsmittelversorgung im lokalen Bereich bringt und der Bodenerosion entgegenwirkt.

Obwohl jeder Permakultur im eigenen Garten anwenden kann, gibt es inzwischen auch eine institutionalisierte Ausbildung zum Permakulturdesigner.

Wo kann ich mir Permakultur in Aktion anschauen?

Permakultur Bergstraße bietet immer wieder Kurse – etwa zu der traditionellen, leider fast vergessenen Kunst des Sensens mit einer Handsense an. Der große Garten oberhalb von Bensheim wird nach permakulturellen Prinzipien bewirtschaftet, zudem werden hier extensiv Bienen und andere Nutztiere gehalten.

Die eher künstlerische, designorientierte Seite der Permakultur kann man sich im Vortexgarten Mathildenhöhe in Darmstadt ansehen, dem einzigen öffentlich zugänglichen Privatpark in der Stadt.

Ganz praktisch wird es dagegen in den verschiedenen permakulturellen Gartenprojekten in der Region: Im Eberstädter Bauerngarten etwa treffen sich Gartenbegeisterte, um gemeinsam Gemüse mitten in der Stadt anzubauen, weitere Gemeinschaftsgärten gibt es in Ernsthofen und in Kranichstein.

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